Rückblick Donau-Konferenz
Pressemeldung des BMYV vom 08.07.2024
Donau-Konferenz 2024 des BMYV
Licht am Horizont der Diaspora?
Das wirtschaftliche Potential des Flusses ist noch ungehoben
Zur „Donau-Konferenz“ hatte der Bayerische Motor-Yacht-Verband (BMYV) nach Niederwinkling geladen - und 70 Teilnehmer aus Politik, Vereinen, Kommunen, Landratsämtern, Behörden und wasserbaulichen Unternehmen waren am 3. Juli 2024 der Einladung gefolgt. Im Mittelpunkt stand das Warum und Wie von Sportboothäfen an der Donau – und vor allem das wirtschaftliche Potential eines Wassersportreviers.
Die Donau zwischen Regensburg und Vilshofen, rund 120 Kilometer, ist nicht gerade mit Sportboothäfen gesegnet. Genau genommen gibt es an dieser Flussstrecke fast keinen Liegeplatz, weder feste noch Gastliegeplätze. Die Themen Sportboothafen, Fahren mit dem Motorboot und Binnenschifffahrt wurden daher bei der „Donau-Konferenz“, moderiert von Regensburgs Alt-OB Hans Schaidinger, aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchteten.
Eine kleine Gemeinde in Niederbayern hat die Chance erkannt und will in diesem langen Teil der Donau einen Hafen bauen. Erste Voraussetzungen dafür hat sie längst geschaffen. Niederwinkling ist eine eher unspektakuläre Gemeinde mit etwas über 3.000 Einwohnern. Doch der seit 28 Jahren amtierende Bürgermeister hat mit seinem Gemeinderat die Zügel fest im Griff. Insbesondere die Planungshoheit hat sich die wirtschaftlich prosperierende Kommune nie nehmen lassen. Und so wurde mit dem Donauausbau und dem Hochwasserschutz schon vor Jahren ein Hafenbecken im Planfeststellungsverfahren festgeschrieben. Bürgermeister Ludwig Waas berichtete über die wichtigsten Schritte, die dem Sportboothafen auf dem Weg zur Realisierung helfen sollen. „Wir hatten schon immer einen Zugang zur Donau. Und den lassen wir uns nicht nehmen“, steht er heute unverändert dazu, dass „der Mensch zum Fluss gehört“. Vor allem ein geordneter Zugang zur Donau ist Bürgermeister Waas wichtig, kein wildes Chaos, wie es andernorts oft zu beobachten ist. Im Planfeststellungsverfahren wurden daher mit den Hochwasserschutzmaßnahmen schon Lage, Zufahrt und Infrastruktur eines solchen Sportboothafens festgelegt. Der Damm wurde im Zuge des Donauausbaus bereits zurückverlegt. Auf diesem verläuft der beliebte Donau-Radwanderweg. Auch Radler brauchen ab und zu eine Service-Station. Eine solche hat Niederwinkling jüngst für eine Förderung in einem entsprechenden Geh- und Radwegeprogramm der Bundesregierung angemeldet. Sanitäranlagen sind in dem Gebäude vorgesehen, Umkleiden, eine kleine Werkstatt und auch Lademöglichkeiten für E-Bikes. Im Grunde genommen das, was auch zu einem Sportboothafen gehört. Just auf dem Gelände des Hafens ist diese Servicestation geplant. Mit einer Förderung wäre ein großer Schritt zum Hafen schon getan …
Großes Potenzial - langer Atem
Das wirtschaftliche Potenzial der Wassersportler skizzierte Karsten Stahlhut, Geschäftsführer des BVWW. Nach einer Umfrage des Verbands bilden die „Generation X und Y“, also die Jahrgänge 1966 bis 1985, den Schwerpunkt bei den Bootfahrern. „Wassersportler geben mehr Geld für Urlaubsreisen aus als der Durchschnitt“, so Stahlhut. Die Hälfte der Befragten habe ein Haushaltseinkommen von 5.000 Euro netto (der Durchschnitt liegt bei 3.900 Euro), begründete er, warum ein Sportboothafen immer ein wirtschaftliches Potential fürs Umfeld darstelle. Der Zuwachs sei stetig. Rund 80.000 Sportbootführerscheine werden jedes Jahr neu ausgestellt.
Ein weiteres Bindeglied zwischen der Politik und den Wassersportlern ist der ADAC, der im ständigen Austausch mit der Bundesregierung stehe, wie Dr. Steffen Häbich, Bereichsleiter Special Interest beim ADAC, erläuterte. „Man braucht immer einen langen Atem“, verglich er maritime (Bau-)Vorhaben mit der Lobbyarbeit. Einige Etappenziele seien in Sicht. So werde die spezielle Donauschifffahrtspolizeiverordnung in Kürze ein Teil der allgemeinen Binnenschifffahrts-Ordnung. „Das bringt Erleichterungen“, so Häbich. Er beklagte aber auch, dass selbst nach Vorstellung des Masterplans Freizeitschifffahrt, der wesentliche Verbesserungen beinhält, keine separaten Haushaltsmittel für die Umsetzung vorgesehen sind. „Die personellen Ressourcen müssen verfügbar gemacht werden“, forderte Häbich. Die „kleine, aber durchaus relevante Zielgruppe“ der Wassersportler verdiene mehr Aufmerksamkeit. „Wir brauchen die Zusammenarbeit“, wertete er die Donau-Konferenz als wichtigen Schritt.
Gemeinsam zur besseren Lösung
Die Idee, alle zusammen zu holen, um gute und bessere Lösungen zu finden, fand auch bei Guido Zander, dem Amtsleiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Donau MDK (Main-Donaukanal) Unterstützung. Durch den Masterplan Freizeitschifffahrt sei der Freizeitverkehr stärker in den Fokus gerückt. Er verwies auch auf den Informationsdienst elwis.de, wo ganz gezielt Revier-Infos abonnierbar sind. Die Planfeststellung für den bayerischen Donauausbau sei nahezu vollständig abgeschlossen. Aber auch ein rechtsgültiger Plan könne ergänzt oder geändert werden, gab Zander zu verstehen, dass da planungsrechtlich nicht alles für die Ewigkeit festgeschrieben ist.
Der schifffahrts- und hochwassergerechte Ausbau der Donau, schon zu Zeiten von Ministerpräsident Seehofer ohne Schleusen beschossen, kommt recht gut voran, wie WSA-Fachbereichsleiter Andreas Wanek berichtete. Bis 2029 wolle man mit allen Teilbereichen fertig sein. Details dazu sind unter www.lebensader-donau.de zu finden.
Zwischen Planung und Realisierung steht die Kampfmittelbeseitigung, so Wanek. Denn einige Bereiche der Donau wurden im Zweiten Weltkrieg intensiv bombardiert. Hunderte von Verdachtsstellen wurden in den Ausbaubereichen (wo Uferbereiche oder die Flusssohle bearbeitet werden) schon identifiziert. Ob es nur Eisenschrott oder tatsächlich eine Bombe ist, müsse erst in jedem Einzelfall untersucht werden. Gerade am Tag vor der Donau-Konferenz musste ein 250 Kilogramm schwerer Blindgänger an der Eisenbahnbrücke bei Bogen gesprengt werden. Für die Untersuchungen werden Flussabschnitte zeitweise gesperrt. Doch manche Motorboote würden einfach durchfahren. „Da sind Taucher unten“, erläuterte Wanek, warum solche Sperrungen strikt einzuhalten sind.
BMYV kämpft gegen die Diaspora in Bayern
66 Vereine (mit etwa 6.500 Mitgliedern) gehören dem BMYV an, stellte Präsident Klaus Michael Weber seinen Verband vor. Fast jeder Verein betreibe einen Hafen. „Wir sind keine Yachties. Wir sind Motorbootfahrer“, betonte Weber, um die Skipper im Querschnitt der Bevölkerung zu verankern. Ein Hafen in einer Kommune steigere auch die Lebensqualität dort und wirke sich positiv auf die Standortentscheidung junger Familien aus: „Wasser ist begehrlich!“
Durch die Schließung des Hafens in Deggendorf würde eine 120 Kilometer lange Lücke an der Donau entstehen, die ein Sicherheitsrisiko für Wasserwanderer auf Verdrängerfahrzeugen darstellt. Weber sprach von der „Diaspora in Bayern“. Viele Skipper würde es daher nach Österreich ziehen.
Ab der Grenze bei Jochenstein (unterhalb von Passau) zählt er mehr als fünf Mal so viele Liegeplätze: 105 pro zehn Kilometer. Auch viele Gasthäuser im Nachbarland haben einen Steg, wo man einfach einmal anhalten kann. „Jeder Anleger ist ein Gewinn“, so Weber. „Die Donau braucht dringend eine Verbesserung der Infrastruktur, forderte der BMYV-Präsident. Er möchte auch die bayerische Staatsregierung mit ins Boot holen, denn „die Donau hat als Wassersportrevier erhebliches wirtschaftliches Potenzial!“
Neue Häfen werten Städte auf
Erfolgsmodelle untermauerten das wirtschaftliche Potenzial von Sportboothäfen. Peter Dörnfeld, der mit seinem Planungsbüro mediamare consulting voriges Jahr unter das Dach der GRBV Ingenieure gegangen ist, stellte mit deren Geschäftsführer Johannes Herbort die Wiederbelebung des Hafens von Bad Karlshafen an der Weser vor. Dort wurde eine sumpfige Brachfläche in nur zwei Jahren Bauzeit in einen Hafen zurückverwandelt - mit einer entsprechenden Aufwertung der Immobilien rundherum. Erhebliche Fördergelder waren dort im Spiel. Transparenz und intensive Kommunikation mit allen Beteiligten waren Grundlage eines schnellen Vorankommens. Auch der „Zollhafen Mainz“, den Dörnfeld geplant hatte, sei zentrales Element einer hochwertigen Ansiedlung geworden.
Ein weiteres Musterbeispiel für den Neubau eines Sportboothafens ist der von Vilshofen an der Donau. Altbürgermeister Hans Gschwendtner hatte den Hafen mit 50 Liegeplätzen gegen große Widerstände durchgesetzt. 2010 ging er in Betrieb. Gschwendtner sprach von Zeitfenstern, die man nutzen müsse. Heute freut sich sein Amtsnachfolger Florian Gams über „ein absolutes Erfolgsmodell“. Auch dort gibt es eine Service-Station für den Donauradweg und ein paar Wohnmobilstellplätze in Kombination mit dem Hafen. Stellplätze wie Hafen sind gut besucht und bringen der Stadt zusätzlichen Umsatz.
Der Donautraum
Motiviert durch Gestaltungswillen und erfolgreiche Beispiele verriet Weber abschließend noch seinen Traum: „Sechs neue Sportboothäfen an der Donau bis 2029!“ Damit man auch wieder von der Nordsee und dem Rhein über Main und Main-Donaukanal zu einer bayerischen Donau und weiter bis zum Schwarzen Meer fahren kann. „Die Donau hat ein erhebliches wassertouristisches Potenzial“, stellte Weber fest. Andernorts habe man die Chance der Wasserstraßen schon erkannt. „Viele Teilnehmer sind in einen Denkprozess eingestiegen“, berichtete er von positiven Rückmeldungen und bezeichnete die Donau-Konferenz daher als großen Erfolg.
Der Bayerische Motor-Yacht-Verband e. V. (BMYV)
Der BMYV als Sportfachverband für den motorisierten Wassersport hat 66 Mitgliedsvereine mit rund 6.500 Mitgliedern. Die meisten dieser Vereine haben auch einen Hafen an bayerischen Gewässern - und machen die Freizeitschifffahrt in vielen Revieren überhaupt erst möglich. Die Bootsfahrer repräsentieren den Querschnitt der Bevölkerung - nach Alter, Berufen und Einkommen. Der BMYV betreibt aktive Jugendarbeit. Im Leistungssport (Wasserski/Wakeboard) ist der BMYV der erfolgreichste Landesverband. Über 50 Trainer leiten insbesondere Jugendliche im Breiten- und Leistungssport an. Mit dem Bayerischen Skiverband besteht eine Trainingskooperation - denn z.B. Snowboarden ist durchaus mit dem Wakeboarden auf dem Wasser vergleichbar.
Um den geschätzt 25.000 nicht organisierten Freizeitskippern in Bayern, die man kommunikativ zu erreichen versucht, ein niederschwelliges Angebot für eine Vereinsmitgliedschaft zu machen, hat der BMYV einen überregionalen „Wassersport-Verein Bayern“ gegründet. Auch die Initiative einer Wassersportkommission mit allen Nutzern bayerischer Bundeswasserstraßen geht vom BMYV aus.
Inhaltlich Verantwortlich:
Bayerischer Motoryachtverband e.V.
vertr. durch den 1. Vizepräsidenten Michael Klos
Zeilhecke 14a
97332 Volkach
Tel. 0160/90300522
Email michael.klos@bmyv.de
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